Vor etwa 2,4 Milliarden Jahren lebten die ersten Cyanobakterien auf der Erde. Es wird angenommen, dass genau diese Organismen zur großen Sauerstoffkatastrophe („Great Oxidation Event“) geführt haben. Dahinter steht der Anstieg des Luftsauerstoffs in der Atmosphäre auf das heutige Niveau. Zuvor waren es weniger als 1%. Dies kann anhand sogenannter Stromatolithen nachvollzogen werden, die von diesen Mikroorganismen gebildet wurden. Und auch heute noch sind Algen für die Produktion von etwa 50% des globalen Sauerstoffs verantwortlich. Aber nicht nur das. Bei der Photosynthese wird etwa 1 CO2-Molekül gespalten und 1 O2-Molekül gebildet. So sorgen Algen auch für die Fixierung von etwa 50% des atmosphärischen Kohlenstoffdioxids. Einige von ihnen können sogar den Kohlenstoff für lange Zeit aus dem Kreislauf entfernen und so dem Klimawandel entgegenwirken. Eine besondere Rolle spielen hier sogenannte Haptophyten, eine hauptsächlich im Salzwasser vorkommende Mikroalgenart. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine kalkhaltige Hülle bilden, in der besonders viel CO2 gebunden ist. Wenn diese Mikroorganismen absterben, sinken sie auf den Boden und bilden auf dem Meeresboden Sedimente, die einer CO2-Speicherung entsprechen. Innerhalb von vielen Millionen Jahren sind heutige Ölvorkommen entstanden. Wir verbrennen heute in unseren Kraftwerken und Heizungen als uralte Mikroalgenbiomasse.
Wissenschaftler*innen versuchen schon seit vielen Jahren den Prozess der Kraftstoffgewinnung mit Mikroalgen nachzustellen. Quasi den natürlichen Erdölbildungsprozess im Labor auf wenige Wochen oder Monate zu verkürzen. Der dabei entstehende Biokraftstoff ist CO2-neutral. Und es funktioniert! Autos und sogar Flugzeuge wurden bereits erfolgreich mit diesem Biokraftstoff getestet. Da die Herstellungskosten jedoch zu hoch sind, wird es noch dauern, bis es womöglich eine grüne Alternative aus Algen geben wird. Mit der zunehmenden Verknappung der weltweiten Erdölressourcen und dem gesellschaftlichen Wandel, hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie, könnte aber schon bald der neue Kraftstoff Aufwind erhalten.